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Hans Martin Hennig zur Ausstellungseröffnung im Kunstkabinett Zeichnung als zweidimensionale Skulptur Zu den Arbeiten des Künstlers Werner Fritz Werner Fritz arbeitet sehr langsam an Zeichnung und Malerei. Die Langsamkeit hat er sich nicht zuletzt seiner Ungeduld wegen auferlegt. Für mich gehört sie aber auch unmittelbar zu seiner Auseinandersetzung mit der Schwerkraft. Die Zeichnungen entstehen meist am unteren Bildrand und lassen sich als Schichtungen erfahren, die neben ihrer Ablagerung auch federleichte Momente erzeugen, in denen die Linien flüchtig verweht die Schwerkraft aufheben. In dieser Spannung entsteht eine große Ruhe und Sicherheit, die die Zeichnungen als zweidimensionale Skulpturen sichtbar machen. Und diese verleihen den Arbeiten ihre eigentümliche Art von Dauer. Die Zeit der Zeichnung ist in diesen zweidimensionalen Skulpturen erfahrbar aufgehoben und kann mit den Augen und den Gedanken aufgenommen und aktiviert werden. Besonders an diesen Zeichnungen sind aber auch die Arbeitsweise und das Ausgangsmaterial. Wie im Mittelalter arbeitet Werner Fritz mit dem Silberstift auf dafür extra grundiertem Papier. Mit der Zeit oxidieren die zeichnerisch gestalteten Silberlinien und verwandeln sich. Die spröde Zeichnung wird weicher und erhält einen leichten Rotstich. Das Zeichnen mit dem Silberstift verlangt eine große Disziplin. Die feinen Kurzstriche, aus denen die Zeichnung langsam wächst, kreuzen einander nie. Sie bilden linienartige Formen, die durch Verdichtungen auch an Tiefe gewinnen können. Zugleich hat es den Anschein, dass die Bewegungen der Zeichnung, des Stiftes so eingefroren und aufbewahrt werden im intellektuellen Schwung. Neben den Schichtungen entstehen aber auch inselartige und Linien bildende Zeichnungen, die nicht vom unteren Blattrand wachsen. Diese führen auch in die Welt der Malerei von Werner Fritz. Auf Fingernagel großen Skizzen legt der Künstler die Entwürfe seiner großformatigen Arbeiten an und führt diese dann in der Weite des Baumwollgewebes aus. Hier entstehen linienartige Strukturen, die ausschließlich aus Punkten gebildet sind. Dennoch vibriert ein vitaler Schwung in dieser Malerei. Die Bilder wirken als Fragment, Etappe, Augenblick, in denen überirdische Rhizome sichtbar werden. Die weißen Zwischenräume setzt Werner Fritz am Ende des Malvorgangs in das Bild. Die Malerei und die Zeichnung des Künstlers haben organische, vegetative Anklänge: Hans Arp, Max Ernst und Eduardo Chillida zeigen sich mir als Wahlverwandtschaften von Werner Fritz. Es ist eine musikalische und stille Welt mit sehr feinen Nuancen, die sich über die Malerei und Zeichnung öffnet und überträgt. Ich freue mich sehr, dass ich Werner Fritz für meine Galerie gewinnen konnte und bedanke ich mich auch bei Detlev Beer, der mir die Tür zum Atelier von Werner Fritz geöffnet hat. Hans Martin Hennig Bonn, den 30. August 2012 zurück |